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Shinrin-yoku: Die japanische Kunst des Waldbadens

Wo es würzig riecht, das Licht milde schimmert, die Luft klar ist, sich die Wipfel im Wind wiegen und der Boden unter den Füssen federt. Nur schon die Beschreibung eines schönen Waldes weckt bei uns positive Assoziationen. In den Wald eintauchen – darauf basiert die japanische Tradition des Shinrin-yoku, des Wald(luft)badens.

Qing Li forscht an der Nippon Medical School und ist eine Koryphäe der Waldmedizin. Sein Ziel: die Waldmedizin zu einer international anerkannten Wissenschaft zu machen. Der Professor praktiziert mit seinen Studenten Shinrin-yoku und gibt folgende Anleitung: "Schau dir die Farben der Bäume an, atme tief ein, hör die Blätter rauschen. Wenn du müde bist, darfst du dich ausruhen, wo und wann du willst. Wenn du durstig bist, darfst du etwas trinken, wo und wann du willst. Dreckige Hände machen dich gesund. Waldgänge klären deine Gedanken."

Das japanische Landwirtschaftsministerium führte Shinrin-yoku schon Anfang der achtziger Jahre ein und förderte ein millionenschweres Forschungsprogramm, um die medizinische Wirkung des Waldbadens nachzuweisen. Vor zwölf Jahren eröffnete dann das erste Zentrum für "Waldtherapie", und japanische Universitäten bieten inzwischen eine fachärztliche Spezialisierung in "Waldmedizin" an. In mehreren Studien hat Li gemeinsam mit japanischen und koreanischen Kollegen gezeigt, dass schon ein kurzer entspannter Spaziergang durch den Wald einen Einfluss auf unsere Gesundheit hat. Im Wald steige die Zahl der Killerzellen und das Immunsystem verbessere sich, schreiben die Wissenschaftler. Blutdruck, Kortisol und Puls würden sinken – schon nach einer Stunde im Wald.

Eine kurze Shinrin-yoku-Anleitung gibt es im nächsten Blog-Beitrag.

Quelle: ZEIT Wissen Nr. 3/2018, 17. April 2018