Wie das soziale Umfeld auf unsere Gesundheit wirkt
Jean-Philippe Rüegg
Die Feiertage stehen vor der Tür - für viele Leute eine stressige Zeit im Jahr. Doch was können wir ihr Positives abgewinnen? Sehr vieles, wenn man den sozialen Aspekt genauer betrachtet.
Was stärkt unser Wohlbefinden und hält uns gesund, damit wir länger leben? Diese Frage beschäftigt viele Menschen. Gemäss Selbsteinschätzungen bei Umfragen sind die Spitzenreiter Nichtrauchen, körperliche Aktivität und gesunde Ernährung.
Doch reicht das wirklich aus?
Tatsächlich rangiert Nichtrauchen gemäss empirischer Forschung auf dem dritten Platz hinsichtlich Einfluss auf die Lebenserwartung. Die Spitzenplätze belegen jedoch 1. die Unterstützung durch andere und 2. Das Eingebundensein in die Gemeinschaft. Zwei soziale Faktoren also. Umgekehrt ausgedrückt: Nichts ist lebensbedrohlicher als fehlende soziale Unterstützung und Einsamkeit. Bereits das Gefühl, eingebunden (oder eben allein) zu sein, wirkt sich direkt auf unser Schmerzempfinden aus. Studien konnten zeigen, dass Formen von sozialem Ausschluss via Computerexperiment direkt das Schmerzareal im Gehirn aktivieren. Sozialer Einschluss hingegen zeigte Aktivität im Belohnungszentrum. Untersuchungen zu gemeinsamen Aktivitäten zeigten stärkeres Vertrauen in die Mitmenschen und entsprechend höhere Werte zur Kooperation.
Gerade zur aktuellen Zeit, in welcher es möglich ist, virtuell in Verbindung mit anderen zu gehen, ist es umso wichtiger, nicht zu vergessen, sich Zeit für soziale Kontakte im realen Leben zu nehmen.
Nutzen wir also die Gelegenheit, um während der Feiertage unsere sozialen Kontakte zu pflegen. Wir tun damit unserer Gesundheit, und der Gesundheit unserer Mitmenschen, einen grossen Gefallen.
Quelle: Psychologie Heute, Februar 2019, S. 64-69 sowie C. Haslam u.a.: The new psychology of health. Unlocking the social cure. Routledge, Abingdon 2018.